Kritik zum Konzert am 30. November 2002


Erschienen in den Dresdner Neusten Nachrichten am 2. Dezember 2002


Kommentare zu Beethoven

Da man den Cellisten Matthias Lorenz und den Pianisten Stefan Eder als profilierte Interpreten vor allem neuester Musik kennt, war es eine Überraschung, Beethovens letzte Cellosonate D-Dur auf dem Programm ihres jüngsten Konzertes zu finden. Und - wie Lorenz in seinen launigen, aber durchdachten Kommentierungen deutlich machte - die drei modernen Werke des Abends ließen sich alle in gewisser Weise zur zeitlos modernen Klangsprache Beethovens und der exemplarischen Behandlung der Kommunikation zwischen Cello und Klavier in dieser Sonate in Beziehung setzen.

Roland Breitenfelds "Die Hand, die schreibt, schreibt nicht alles auf" arbeitet sich an Kontrasten zarter und dramatischer Gesten ab, wobei gesprochene Textfragmente und einige Klangeffekte im Inneren des Flügels etwas unmotiviert in diesem expressiven, aber technisch konventionellen Stück wirkten. Hans Ulrich Engelmanns "mini-music to Siegfried Palm" möchte ironisch sein, dafür fehlt der überzogenen Parodie auf moderne Cellotechnik aber die Intelligenz und Feinheit - die virtuose Wiedergabe war trotzdem nett anzusehen. Wirklich fein, apart, präzise komponiert und gespielt "poco a poco subito" von Cornelius Schwehr mit seinen klug reduzierten und immer neu variierten und kombinierten Gesten.

Beethoven allerdings war der eigentliche "Brocken" des Konzerts. Das Spiel von Eder und Lorenz zeigte sich sehr gewissenhaft und schonungslos (zumal was einige Klang- und Balanceprobleme des Stücks anbelangt). Manchmal blieb der Klavierpart in der problematischen Saalakustik und angesichts des mäßigen Flügels an Präsenz etwas hinter dem Celloklang zurück. Es überzeugte, dass die beiden Musiker nicht versuchten, eine aufgesetzt unkonventionelle Interpretation anzulegen, sondern klar am Notentext blieben, mit durchaus moderaten Tempi in den schnellen Sätzen und einer intensiven, spannungsvollen, unsentimentalen Deutung des Adagios das Klischee von den Moderne-Spezialisten, die nichts anderes mehr können, widerlegten.

Benjamin Schweitzer