Kritik zum Konzert am 15. März 2002


Erschienen in der Frankfurter Rundschau am 21. März 2002


Response-Projekt 2002 förderte wieder junge Komponisten / Schüler bewiesen ihr Verständnis von und für Neue Musik

FRANKFURT A. M. "Fuga Nova", "Zirkus", "Kuh in Rio" oder "Die Ruhe vor dem Sturm" hießen die Kompositionen, die die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Response-Projekt 2002 in der Frankfurter Musikhochschule zur Aufführung brachten. Komplexe Rhythmen und fein abgestufte Dynamik zeigten Christoph Köhlert, Simone Kremer, Irina Przygodda, Sabine Rempt und Stefan Riedmüller in ihrer Gemeinschaftskomposition "Meer Schreis" - in denen auch ihre Stimmen (nicht ihr Gesang) ihren Part hatten.

Die Schüler der 12. Klasse der Bettinaschule waren von dem Cellisten Mathias Lorenz und dem Komponisten Friedemann Schmidt-Mechau in die Kunst der modernen Musik eingeführt worden. So benutzten sie auch die Techniken der Neuen Musik und spielten auf dem Flügel nicht nur auf die klassische Weise sondern bearbeiteten dessen Saiten unter anderem mit Schlagzeugstöcken und Paukenschlegeln.

Die Komposition "Kuh in Rio" von Abiturienten der Schwalbacher Albert-Einstein-Schule gehörte zu den überzeugendsten Vorführungen. Oliver Christ, Achim Eichentopf, Hanna Kim, Nina Scherf und Jan Phillip Trusheim zeigten sich nicht nur in der vielseitigen Verwendung von Rhythmen gewandt, auch melodisch und szenisch zeigten sie Kreativität.

Eine mit Hilfe einer Gießkanne munter plätschernde Kurszene war auf ihrem Mist gewachsen - den möglicherweise die Kuh zuvor bei typischen Latin-Rhythmen auf den Agogobells hinterlassen hatte. Als musikalischen Ruhequell borgten sie sich Edvard Griegs "Morgenstimmung"-Thema und unterstrichen dessen Wirkung mit Gezwitscher aus der Vogelpfeife.

20 Klassen aller Schularten und Altersstufen aus Hessen haben an dem Response-Projekt teilgenommen, das seit 1990 alle zwei Jahre stattfindet. Unter Betreuung erfahrener Musiker soll dieses Projekt den Kindern einen ernsthaften Zugang zur neuen Musik eröffnen.

Ursprünglich wurde das Projekt durch die Alte Oper und das Ensemble Modern ins Leben gerufen und wird nun von verschiedenen Stiftungen, dem Kultusministerium und natürlich auch wesentlich von den Musikern und Lehrern vor Ort unterstützt. In einer aktiven Auseinandersetzung mit Mitteln der neuen Musik im Musikunterricht, lernten die Kinder und Jugendlichen in kleinen Gruppen, ihre Ideen gemeinsam in eine sinnvolle Form zu bringen und zu gliedern.

Durch zunächst kleinere Aufgabenstellungen näherten sich die jungen Komponisten immer weiter den inzwischen vollendeten Stücken an. Nach den Übungen unterscheiden sie nun zwischen Klang und Geräusch, haben ihr Gehör für verschiedenste Nuancen sensibilisiert und ganz nebenbei auch in Sachen Teamwork einiges dazugelernt.

Erstaunlich kreative und originelle Stücke waren bei diesem Konzert zu hören. Manches war pfiffig und amüsant gestaltet. Nie war eines lächerlich. Da wurden Geige, Cello, Gitarre und Klavier gespielt, aber es wurde auch mit Dosen geklappert, eine plätschernde Kurszene mittels einer Gießkanne inszeniert, das Geräusch von schließenden Walkman-Klappen rhythmisch eingegliedert. Murmeln wurden aufs Parkett geworfen. In anderen Konzerten des Response-Projekts stellten sogar Grundschulklassen ihr Verständnis von und für moderne Musik unter Beweis.

Der Abschluss des Konzerts war die Aufführung von Bernd-Alois Zimmermanns "Présence" von 1961 durch das elole-Klaviertrio. Die Profis gaben mit dem virtuosen Werk ein Beispiel, was aus der Aufgabenstellung, die die Schüler erhalten hatten, noch alles hätte werden können. s

Von Ulrike Wenckebach

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Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
Dokument erstellt am 20.03.2002 um 23:59:21 Uhr
Erscheinungsdatum 21.03.2002